Der Digital Markets Act (DMA), der von der Europäischen Union verabschiedet wurde, stellt einen bedeutenden Wendepunkt in der Regulierung digitaler Dienste dar. Er richtet sich direkt an marktbeherrschende Technologiekonzerne, darunter Apple, und erzwingt Offenheit, Wettbewerb und Nutzerfreiheit. Für iPhone-Nutzer bedeutet dies tiefgreifende Veränderungen bei der App-Installation, der Wahl des Browsers und in Bezug auf Apples bisherige Einschränkungen.
Eine der größten Veränderungen durch den DMA ist die Möglichkeit, Anwendungen aus alternativen Stores zu installieren – nicht nur über den App Store. Seit März 2024 ist Apple verpflichtet, sogenannte Sideloading-Optionen und Drittanbieter-Marktplätze auf iOS-Geräten innerhalb der EU zuzulassen. Nutzer können nun Apps aus unabhängigen Quellen laden, sofern diese grundlegende Sicherheits- und Transparenzkriterien erfüllen.
Für Entwickler bedeutet das eine Umgehung der bisherigen 15–30 % Provision, die Apple verlangte, was Vertriebskosten senken und mehr Flexibilität bringen kann. Für Nutzer eröffnet sich damit ein breiteres Angebot an Apps, einschließlich solcher, die früher von Apple abgelehnt wurden.
Allerdings erhebt Apple nun eine sogenannte „Core Technology Fee“ von 0,50 € pro Nutzer und Jahr für außerhalb des App Stores installierte Apps mit mehr als einer Million jährlichen Downloads – eine Maßnahme, die scharfe Kritik auslöste.
Entwickler müssen nun strategisch entscheiden, ob sie bei Apple bleiben oder auf alternative Vertriebswege setzen. Der finanzielle Anreiz ist groß, doch Sicherheits- und Vertrauensaspekte bleiben ein zentrales Thema – Apple verlangt weiterhin eine Notarisierung auch für extern installierte Apps.
Für Verbraucher bedeutet die neue Freiheit zugleich eine Verantwortung: Sie müssen sorgfältiger prüfen, aus welchen Quellen sie Apps laden. Seriosität und Sicherheit der Anbieter sind wichtiger denn je.
Langfristig sollen diese Veränderungen fairere Marktbedingungen schaffen. Ob sie sich auch positiv auf Qualität und Sicherheit auswirken, wird die Entwicklung zeigen.
Vor dem DMA mussten alle Browser auf iOS zwingend die WebKit-Engine verwenden. Selbst Chrome, Firefox oder Edge waren technisch nur Safari im neuen Gewand. Seit der DMA-Einführung ist dies innerhalb der EU nicht mehr erforderlich – Entwickler dürfen nun eigene Engines auf iOS nutzen.
Damit eröffnet sich erstmals echte Browser-Vielfalt auf dem iPhone. Nutzer können nun echte Unterschiede in Performance und Funktionen erleben, was zu mehr Innovation und besseren Web-Erfahrungen führen dürfte.
Apple behält dabei eine gewisse Kontrolle: Entwickler müssen ihre Engine deklarieren und bestimmte Datenschutzstandards erfüllen. Doch diese Bedingungen sind weit weniger restriktiv als zuvor und gleichen sich nun eher dem Android-Modell an.
Die neue Freiheit bei Browsern bringt auch Herausforderungen im Datenschutz. Apples Safari ist tief in iOS integriert und schützt Nutzer mit Funktionen wie dem „Intelligent Tracking Prevention“. Diese Vorteile entfallen bei Drittanbieter-Browsern.
Die Entwickler müssen nun selbst für Schutzmechanismen sorgen – das kann zu einem fragmentierten Datenschutzniveau führen. Nutzer sollten sich bewusst für vertrauenswürdige Browser entscheiden.
Positiv ist: Der Wettbewerb könnte dazu führen, dass alle Anbieter mehr Wert auf Datenschutz und Nutzerkontrolle legen – zum Vorteil der Verbraucher.
Über App-Stores und Browser hinaus verpflichtet der DMA Apple zu mehr Transparenz und Interoperabilität. Drittanbieter sollen Zugang zu Funktionen wie NFC, Kamera oder dem „Wo ist?“-Netzwerk erhalten, um konkurrenzfähige Dienste anbieten zu können.
So soll Apples „Walled Garden“ aufgebrochen werden, in dem Nutzer und Entwickler lange eingeschränkt waren. Nun gibt es mehr Freiheiten bei Zahlungssystemen, Wallets oder Gerätemanagement-Tools.
Auch die Möglichkeit, vorinstallierte Apps zu löschen und Standard-Apps zu ändern, ist inzwischen gegeben. Seit iOS 17.4 können Nutzer einfacher eigene Voreinstellungen für Browser, Musik- oder Mail-Apps wählen.
Trotz DMA behält Apple bei einigen Diensten die Kontrolle. So bleibt der Zugriff auf iMessage-APIs und FaceTime weiterhin eingeschränkt – Apple argumentiert, dass diese Dienste nicht unter die Definition „Kernplattformdienste“ der EU fallen.
Auch Apples Gebühren und Prüfprozesse stehen unter Beobachtung. Die EU-Kommission hat angekündigt, weitere rechtliche Schritte zu prüfen, falls Apple gegen den Geist des DMA verstoßen sollte.
Stand Juni 2025 wird Apples Umsetzung genau beobachtet. Die Richtung ist jedoch klar: Weniger Kontrolle für Apple, mehr Freiheit für Nutzer und Entwickler im europäischen Raum.