AirDrop gilt oft als praktische Funktion für Apple-Nutzer, um Dateien sofort zu teilen. Doch hinter dieser scheinbaren Einfachheit verbergen sich komplexe Datenschutz- und Sicherheitsrisiken, über die viele nichts wissen. An öffentlichen Orten, wo die Verbindungssicherheit geringer ist und das Nutzerbewusstsein schwankt, steigen die Gefahren erheblich. In diesem Artikel erfahren Sie, was Apple nicht offenlegt und was jeder Nutzer von iPhone, iPad und Mac wissen sollte, bevor er AirDrop in gemeinsam genutzten Umgebungen verwendet.
AirDrop verwendet Bluetooth und WLAN, um eine direkte Verbindung zwischen Apple-Geräten herzustellen. Auch wenn der Vorgang einfach erscheint, setzt er Geräte Risiken aus, insbesondere wenn die Einstellung auf „Für alle“ steht. An öffentlichen Orten wie Flughäfen, Parks oder in Zügen können Angreifer in der Nähe Geräte erkennen und versuchen, unerwünschte Dateien zu übertragen oder Benutzer auszuspionieren.
Eine der besorgniserregendsten Schwachstellen ist die Möglichkeit, Telefonnummern oder E-Mail-Adressen eines Nutzers über die AirDrop-Erkennung zurückzuverfolgen. Forscher der Technischen Universität Darmstadt zeigten, dass die Hash-Übertragung bei AirDrop durch Brute-Force-Angriffe entschlüsselt werden kann, wodurch die Kontaktdaten des Senders offengelegt werden.
Apple hat zwar verschiedene Verschlüsselungsprotokolle eingeführt, um Risiken zu minimieren, doch das Standardverhalten der Nutzer – AirDrop auf „Für alle“ zu belassen – untergräbt oft diese Schutzmaßnahmen. Ohne eine Benutzeroberfläche, die vor Gefahren warnt oder automatisch die Sichtbarkeit in fremden Netzwerken einschränkt, setzen sich viele Nutzer unwissentlich potenziellen Angriffen aus.
In den letzten Jahren wurden mehrere Fälle von sogenanntem „Cyberflashing“ bekannt, bei denen Fremde über AirDrop obszöne Bilder an nahegelegene iPhones sendeten. Im Jahr 2022 wurden solche Vorfälle mehrfach im U-Bahn-System von New York gemeldet, was öffentliche Besorgnis und rechtliche Diskussionen über digitale Belästigung auslöste.
In einem anderen Fall imitierten Sicherheitsforscher ein AirDrop-Gerät und veranlassten nahegelegene iPhones dazu, Downloads zu akzeptieren. Dies zeigte, dass selbst eine kurze Nähe ausreicht, um ungeschützte AirDrop-Sitzungen auszunutzen. Apple hat viele dieser Schwachstellen später behoben, doch die breite Öffentlichkeit wurde kaum darüber informiert.
Einige Angriffe erfordern nicht einmal eine Dateiübertragung. Über die Namensübertragung und den Handshake-Prozess von AirDrop können Angreifer Geräte in der Nähe scannen, Identifikationsinformationen sammeln und Nutzer standortübergreifend verfolgen. Dies ermöglicht gezielte Phishing-Angriffe oder sogar physisches Stalking.
Apple hat einige der bekannten Sicherheitsprobleme anerkannt und mit Teil-Updates reagiert, etwa mit der Begrenzung der Einstellung „Für alle“ auf 10 Minuten in iOS 16.2. Dieses Update gilt jedoch nicht für ältere Geräte oder macOS, wodurch ein großer Teil der Nutzer weiterhin gefährdet bleibt.
Darüber hinaus wird in Apples öffentlicher Dokumentation kaum auf die Risiken durch Social Engineering oder Datenschutzprobleme bei AirDrop hingewiesen. Die Verantwortung wird stillschweigend den Nutzern überlassen, obwohl die Funktion in vielen Fällen standardmäßig aktiviert ist.
Sicherheitsexperten kritisieren, dass Apple bei der Gestaltung den Schwerpunkt auf Bequemlichkeit statt auf Transparenz legt. Ein verantwortungsvollerer Ansatz würde darin bestehen, Berechtigungen nur mit Einwilligung zu gewähren, Sicherheitswarnungen in Echtzeit anzuzeigen und öffentliche Aufklärung zu betreiben. Bis dahin wiegen sich Nutzer in falscher Sicherheit.
Nutzer sollten ihre AirDrop-Einstellungen auf „Nur Kontakte“ ändern oder die Funktion an öffentlichen Orten vollständig deaktivieren. Dies ist möglich über: Einstellungen → Allgemein → AirDrop. So wird verhindert, dass Fremde das Gerät sehen und Verbindungsanfragen senden.
Zusätzlich wird empfohlen, den Gerätenamen neutral zu halten und keine persönlichen Daten zu verwenden. Viele iPhones tragen den vollständigen Namen des Besitzers, der während des AirDrop-Prozesses angezeigt wird. Eine neutrale Bezeichnung reduziert das Risiko.
Auch regelmäßige Softwareupdates sind essenziell. Apple integriert viele Sicherheits-Patches in neue iOS- oder macOS-Versionen. Selbst wenn nicht alle Schwachstellen in den Changelogs dokumentiert sind, ist ein aktuelles System weniger anfällig für bekannte Angriffe.
Die Nutzung von kabellosen Übertragungsdiensten wie AirDrop in stark frequentierten oder unbekannten Umgebungen erfordert ein hohes Maß an digitaler Hygiene. Nutzer unterschätzen oft, wie viel sie durch einfache Verbindungseinstellungen preisgeben.
So wie man seine physische Brieftasche schützt, sollte man auch mit digitalen Schnittstellen vorsichtig umgehen. Jeder Dateitransfer, jeder Gerätename und jede angenommene Verbindung kann direkte oder indirekte Folgen haben. Aufmerksamkeit ist der erste Schutzmechanismus.
Eltern sollten auch die AirDrop-Einstellungen auf Geräten von Kindern kontrollieren – insbesondere in Schulen oder auf Reisen. Geteilte Netzwerke lassen sich leichter ausnutzen, und Minderjährige erkennen riskante Anfragen möglicherweise nicht sofort. Aufklärung ist ein zentraler Sicherheitsfaktor.
Sicherheitsexperten fordern, dass Apple automatische Modi entwickelt, die AirDrop bei öffentlichen Netzwerken standardmäßig deaktivieren – basierend auf Ortungsdaten oder Signalprofilen. So könnte man Missbrauch verhindern, ohne den Nutzen für zu Hause oder im Büro einzuschränken.
Auch ein Warnsystem ähnlich wie bei unsicheren WLAN-Verbindungen wäre sinnvoll. Nutzer sollten eine Echtzeitmeldung erhalten, wenn AirDrop aktiv ist und unbekannte Geräte in der Nähe versuchen, eine Verbindung herzustellen.
Transparenz ist ebenfalls entscheidend. Apples Zurückhaltung bei der Offenlegung bekannter Schwachstellen und fehlende verständliche Sicherheitsleitfäden schwächen das Vertrauen der Öffentlichkeit. Ein offener Umgang wäre im Einklang mit Apples Image als Vorreiter in Sachen Datenschutz.